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16.12.2013 | 11:01
Erste Hilfe bei Unterkühlung und Erfrierungen Wenn blinde Passagiere zur Gefahr werden

Umstrittene Grippe- und Erkältungsmittel boomen


Karlsruhe/Hohenheim - Leider werden in Deutschland Unmengen an unsinnigen Wirkstoffkombinationen gegen Erkältungen in den Handel gebracht.

Mittel gegen Erkältung
(c) pharma_factory
So waren es laut dem arznei-telegramm allein im Jahr 2012 sechs Millionen Packungen solcher Kombinationspräparate (Bsp. GRIPPOSTAD C). Diese und andere Fertigpräparate wie DOREGRIPPIN und WICK DAYMED KOMBI enthalten Paracetamol, ein Schmerzmittel, das auch fiebersenkende Wirkung hat.

Die Gefahr bei diesen Mitteln besteht in erster Linie darin, dass leberschädigende Dosierungen eingenommen werden können, nämlich dann, wenn ein Erkältungspatient außer einem der obengenannten Mischpräparate das rezeptfrei zu erwerbende Schmerzmittel Paracetamol in der Höchstdosierung verwendet, aber nicht beachtet, dass diese Substanz auch im Fertigpräparat enthalten ist.

Für das  beigemischten Antihistaminicum (Chlorphenamin), das hustenreizstillend sein soll, gibt es keine gesicherten wissenschaftlichen Belege. Bekannt ist jedoch bei diesen Pharmaka der ersten Generation, dass sie müde machen, was im Straßenverkehr problematisch sein kann.

Ebenso gibt es keinerlei belegte Studien, die dem Vitamin C, das ebenfalls vielen Erkältungsmitteln beigemischt ist, eine Wirksamkeit bescheinigen. Hier wird die Unkenntnis von Menschen, die immer noch die heilbringende Wirkung des Vitamins im Kopf haben, gezielt zur Verkaufsförderung ausgenutzt (siehe pharma_factory "Die besten Mittel gegen Erkältung und Husten")

Auch das in vielen Kombinationen enthaltene Phenylephrin macht die Nasenatmung nicht so schnell und wirksam frei wie abschwellende Nasentropfen. Das unabhängige und anzeigenfreie Fachjournal arnzei-telegramm warnt daher vor unzureichend wirksamen, aber dafür hochpreisigen Mischpräparaten.

Da eine Erkältung in der Regel durch Viren (ca. 200 Virustypen bekannt) verursacht wird, gibt es keine kausale Therapie. Natürlich helfen dann auch keine Antibiotika, sondern lediglich symptomatische Behandlung mit Einzelsubstanzen (wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure sowie abschwellende Nasentropfen). Das Wichtigste ist die Nasenatmung frei zu halten, da sonst Nasennebenhöhlenentzündungen leichter mit all ihren Folgen resultieren können.

Bei Kopf- und Gliederschmerzen kann Paracetamol bis zur angegeben die Höchstdosierung gegeben werden. Das in letzter Zeit oft verwendete Ibuprofen hat, wie das Deutsche Ärzteblatt im Dezember 2013 berichtet, keinen Vorteil gegenüber Paracetamol. Zur Immunsteigerung hat sich Zink als wirksam erwiesen.

Im Rahmen der Vorbeugung, aber auch zur Mitbehandlung können pflanzliche Mittel eingesetzt werden (siehe pharma_factory "Erkältungskrankheiten mit Phytopharmaka bei Erkältungskrankheiten mit Phytopharmarka vorbeugen und bekämpfen" und "Tipps zur Reduzierung von Erkältungskrankheiten"). Die körperliche Schonung und bei Fieber Bettruhe sowie viel Trinken sind das Wichtigste.

Auch bei leichten Erkältungen sollte kein Sport betrieben werden, da die auslösenden Viren den Herzmuskel befallen können und so unbemerkt zur akuten Gefährdung des Patienten führen.

Hält eine Erkältung länger als eine Woche an oder entfiebert der Patient nicht innerhalb dieser Zeit, verschlechtert sich das Allgemeinbefinden, besonders bei Kindern, Senioren und chronisch Kranken, sollte der Hausarzt unbedingt zu Rate gezogen werden.

Wird eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinung benötigt, ist der Arzt zeitnah gefragt, da diese Atteste nicht rückdatiert werden dürfen. Auch zum jetzigen Zeitpunkt kann eine Grippeschutzimpfung noch erfolgen (siehe pharma_factory "Grippeimpfung jetzt einplanen"). (Hr)


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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger
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